Die 21. Mitglieder-Vollversammlung (20.1.22)

Vollversammlung 2022. Mitglieder im Raiffeisen-Saal in Terlan.
23.01.2022

Alle Punkte der Vollversammlung am 20. Jänner in Terlan konnten erledigt werden.

  • Tätigkeitsbericht und Kassabericht (Entlastung des Vorstandes
  • Vorstellen der Kandidaten für den Vorstand Neuwahl des Vorstandes (Rechnungsprüfer und Schiedsgericht)
  • Bericht über den Ausbau des Eisenbahnwesens in Südtirol durch Landesrat für Mobilität Dr. Allfreider
  • Bahnhof des Jahres 2022: Brixen.

Präsident Dr. Walter Weiss begrüßte im Raiffeisensaal von Terlan an die 40 Mitglieder. Auch heuer wieder sind Corona-Maßnahmen zu berücksichtigen: Abstandsregeln und Maskenpflicht.
Der Präsident nahm kurz Bezug auf die wichtigsten Programmpunkte der letzten 3 Jahre (dieser Bericht wurde bereits jedem Mitglied zugesandt). Praktisch alle geplanten Aktivitäten zur Attraktivierung des Bahnwesens in Südtirol konnten durchgeführt werden: viele Treffen mit Verantwortungsträgern, Bahnfahrten für Mitglieder, Jubiläumsfeiern, Koordinierungssitzungen, Pressemitteilungen ... Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Epidemie erfreue sich auch der Erlebnisbahnhof Schnaltal, den der Verein betreibt, weiterhin großer Beliebtheit. Weiss bedankte sich besonders bei den freiwilligen Mitarbeitern für ihren Einsatz. Der Präsident gab auch einen Überblick über die für das laufende Jahr geplanten Aktivitäten. Der Präsident dankte dem Bürgermeister von Terlan, Hansjörg Zelger, für die Gastfreundschaft.

Vorstandsmitglied und Kassier Alois Vent stellte die Jahresabschlussrechnung vor. Es ergibt sich eine finanzielle Reserve von fast 9.000 €. Hervorzuheben seinen die Ausgaben für die Lackierung der Waggons und der historischen Signalmasten am Erlebnisbahnhof.

Mitglied Günther Januth verlas den Revisionsbericht von Urban Rinner und Helmuth Pircher.

Die Mitgliedervollversammlung zollte Beifall und entlastete den Vorstand.

Es folgte statutenmäßig die Neuwahl der Vorstandsmitglieder, der Rechnungsprüfer und der Mitglieder des Schiedsgerichtes. Fast alle ehemaligen Vorstandsmitglieder möchten ihre Arbeit fortsetzen, den ausscheidenden Mitgliedern Roselinde Gunsch-Koch, Franziska Mair-Kreidl wurde für ihre langjährige wertvolle Mitarbeit gebührend gedankt und die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Sie erhielten eine Urkunde, die das bezeugt. Johann Passler wird die Ehrenurkunde später überreicht.

Die Kandidaten für den Vorstand stellten sich kurz vor.

Walter Weiss berichtete, dass er aus Altersgründen eigentlich nicht mehr kandidieren hätte wollen, aber eine Nachfolge zu finden habe sich als schwierig erwiesen. Auch ein Treffen mit Vinschger Bürgermeistern zwecks Kandidatenfindung hätte für den Moment keine konkreten Ergebnisse gebracht. Einig war man sich, dass in Zukunft ein amtierender Bürgermeister den Verein leiten solle. Daher habe er sich entschieden, sich nochmals zu engagieren. Dies könne er auf wagen, weil er sich gut auf die Mitarbeit der Mitglieder im Vorstand und die freiwilligen Mitarbeiter verlassen könne, auch habe er in letzter Zeit viele Dankesadressen und auch Ermutigungen erhalten, weiterzumachen, was ihn besonders freue. Auch die Zusammenarbeit mit der Südtiroler Landesverwaltung sei sehr gut, - ein weiteres Motiv, weiterzumachen.

Dr. Arthur Scheidle (Ex-Bürgermeister von Klausen) ist nun schon 15 Jahre dabei und betreut seit 10 Jahren die sehr medienwirksame Aktivität "Bahnhof des Jahres". Motiv fürs Weitermachen sei auch die gute Stimmung im Vorstand und er dankte besonders dem Präsidenten Walter Weiss für die korrekte Führung und gute Organisation.

Oswald Schiefer, Bürgermeister von Kurtatsch, seit 10 Jahren Mitglied und seit 8 Jahren im Vorstand, möchte weiterhin den Süden Südtirols vertreten, der eisenbahnmäßig noch einiges aufzuholen habe.

Dr. Siegfried Tutzer (Elektroingenieur und langjährige Erfahrung im Energiesektor) findet, dass die Eisenbahn nicht nur in technischer Hinsicht interessant ist, sondern auch in gesellschaftlicher, also im Hinblick auf Förderung eines klimabewussten Mobilitätsverhaltens. Und daher möchte er sich gerne weiterhin einbringen.

Astrid Pichler ist als Gemeinderefentin in Naturns zuständig für den Erlebnisbahnhof und schon von daher dem Verein sehr verbunden. Als einzige Frau im Vorstand werde sie sich gerne einbringen.

Luis Vent (Ex-Bankangestellter) ist seit 10 Jahren im Verein und fungiert als Kassier und Organisator. Die Begeisterung des Präsidenten Walter Weiss sei auf ihn übergesprungen, halte an und Motiv fürs Weitermachen, aber auch das gute Klima im Vorstand.

Dipl.-Ing. Philip Kleewein ist einer der nun folgenden neuen Kandidaten. Er hat in Wien ein Technikstudium absolviert und mit dem Verkehrsexperten Prof. Knoflach gearbeitet. In Südtirol arbeite er mit dem Influencer Markus Lobis zusammen, der sich für nachhaltige Mobilität engagiert. Er würde auch als Schriftführer des Vereins fungieren.

Josef Thurner ist Bürgermeister von Mals und sein besonderes Anliegen ist der Lückenschluss im Alpen-Bahnnetz zwischen Mals und Graubünden. Mals könnte ein wichtiger Knotenpunkt werden. Gerne setze er sich für die Entwicklung des Bahnverkehrs generell als eine klimafreundliche, nachhaltige Mobilitätsform ein.

Dr. Robert AlexanderSteger aus Prettau (Ahrntal) konnte nicht anwesend sein. Er ist Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal und vertritt als Nachfolger von Johann Passler die östliche Landeshälfte.

Der Ex-Landtagsabeordnete Richard Theiner steht dem Vorstand punktuell ebenfalls zur Verfügung. Das ist statutarisch mittels Kooptierung möglich. Er spricht auch von der Möglichkeit der Bahnverlängerung in das Veltin, die es bereits heute anzudenken gilt. Eine Umsetzung dürfte seiner Meinung nach aber noch länger dauern.

Der Stimmenzähler Ferdinand Rainer verlas das Ergebnis der geheimen Wahl. Es gab 36 gültige Stimmen. Alle Kandidaten wurden mit hoher Stimmenzahl gewählt. Somit hat der Verein wieder einen voll aktionsfähigen Vorstand. Es gab viel Applaus. Rechnungsprüfer: Urban Rinner und Helmuth Pircher; Schiedsgericht: Anton Bauer, Rita Gstrein Kofler und Günther Januth.

Es folgte das mit Spannung erwartete Referat von Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. Ausgehend vom 150-Jahr-Jubiläum der Pustertalbahn, gefeiert im Oktober 2021, leitete der Landesrat mit seinem Leitspruch ein: "Früher brauchten wir die Eisenbahn, weil wir keine Autos hatten, heutzutage brauchen wir sie, weil wir zu viele Autos haben". Das Verkehrsaufkommen sei nämlcih in den letzten Jahren um 50% gestiegen, Feriengäste blieben in der Regel nur mehr wenige Tage und verursachen so viel Verkehr, um nur zwei Gründe zu nennen. Eine ernsthafte Verlagerung des Verkehrs gelänge daher nur mit dem Ausbau der Bahn.
Eines der wichtigsten Projekte ist natürlich die Megabaustelle des BBT (Brennerbasistunnels), der auf österreichischer Seite Verzögerungen erfahren hat, daher ist eine Eröffnung nun für 2032 in Aussicht. Aber glücklicherweise käme man bei den Zulaufstrecken auf Südtiroler und Trentiner Gebiet voran: So können die Baumaßnahmen für die Strecke Franzensfeste - Bozen bald in Angriff genommen werden. Es gelte nun den Trassenverlauf durch das Unterland mit den Gemeinden optimal abzustimmen. Die sog. Beobachtungsstelle des BBT achte dabei, dass alle Aspekte in die Überlegungen mit einfließen. Zusätzliche Mittel würden nun durch den Recovery-Fond zur Verfügung gestellt, so z.B. für die Umfahrung von Trient und dem Ausbau des Knoten Verona. So sei es gelungen, nicht weniger als eine Milliarde Euro, die der Hochgeschwindigkeitsstrecke Turin-Lyon zugedacht waren, aber nicht abgerufen worden sind, auf den Ausbau der Brennerachse umzubuchen!
Was die Aufwertung der Strecke Bozen-Meran anbelange, so sind die Planungen für die direkte Einfädelung in den Bahnhof Bozen über einen neuen Virgl-Tunnel finanziert. Das würde mehr Züge erlauben und für mehr Fahrplanstabilität sorgen. Was den teilweisen zweigleisigen Ausbau der Strecke Meran-Bozen anbelangt, so dämpfte der Landesrat Erwartungen auf eine schnelle Umsetzung: man werde aus Finanzierungsgründen den Ausbau auf mehrere Lose aufteilen müssen. Diese Maßnahmen wären auch notwendig, um die Züge aus dem Vinschgau zumindest auf dem Teilstück Meran-Bozen als Regionalexpresszüge führen zu können.
Eines der wichtigsten Projekte ist der Bau der Riggertalschleife, um die Fahrzeiten vom Pustertal nach Bozen zu reduzieren. Auch da gibt es gute Nachrichten, denn die 220 Millionen Euro, die es dafür braucht (unter anderem ist eine größere neue Brücke zu bauen), sind vorfinanziert und es können auch Gelder aus dem Olympiafond eingebunden werden, sodass mit einer baldigen Ausschreibung der Arbeiten und einer Inbetriebnahme im Jahre 2026 zu rechnen ist.
Bei der Vinschgaubahn stellte sich heraus, dass die Tunnels zwischen Marling und Töll doch erweitert werden müssen und das verursache Zusatzkosten von 80 Millionen Euro. Derzeit gäbe es ein ernstes Problem mit der ausführenden Baufirma, die in Konkurs geraten ist. Sollte diese die Arbeiten nicht fortführen kann, dann wird es wohl noch zu weiteren Verzögerungen bei der Elektrifizierung der Vinschgerbahn kommen. Macht es überhaupt Sinn, die Vinschgerbahn zu elektrifizieren? Andere Regionen setzen auf mit Batterie- oder mit Wasserstoff betriebene Züge. Doch, denn das Ziel ist die Anbindung an das restliche Bahnnetz mit durchgehenden Zügen nach Innsbruck und nach Lienz, so der Landesrat. Nur eine Elektrifizierung garantiere dies.
Wenig Glück habe man mit den bestellten sieben Talent-3-Zügen. Wegen Firmenübernahme, aber auch wegen irreparabler technischer Mängel werden die nicht mehr geliefert - und man muss sich nach Alternativen umschauen. Von der Fa. Alstom wurden z.B. als Ersatz Züge angeboten, die 20 m länger sind und daher mehr Kapazität haben.
In der Diskussion wurde der Wunsch geäußert, dass man in Südtirol Züge einsetzen sollte, die sich für ein Fremdenverkehrsland besonders eignen: Das wären Züge mit Panoramafenstern, mit an den Sitzen ausgerichteten Fenstern und mit durchwegs ebenen Böden, eben der Standard, den wir bei den Flirtzügen der Firma Stadler haben. Der Landesrat gibt sich zuversichtlich, dass innerhalb 2024/2025 die neuen Züge, welcher Provenienz auch immer, einsatzfähig sein werden.
In der Diskussion wurde noch ergänzt, dass RFI den Bahnhof Meran requalifizieren möchte. Dabei müsse man RFI tatkräftig unterstützen und gut beraten, damit die Ergebnisse zufriedenstellend werden.

Der Vizepräsident des Vereins Arthur Scheidle betreut seit 10 Jahren die Aktion "Bahnhof des Jahres", mit dem gelungene Beispiele von Bahnhofsaufwertungen in Südtirol gewürdigt werden sollen. Der Bahnhof des Jahres 2022 ist Brixen! Warum fiel die Wahl darauf? Arthur Scheidle erläutere:
Brixen verfüge über ein historisch sehr wertvolles Gebäude, noch aus der Zeit des Bahnbaues von 1867, Architekt kein geringerer als der legendäre Wilhelm von Flattich (Architekt der Südbahn). Davor ein großer Vorplatz mit Bepflanzung und neuer Beleuchtung. Ein Teil des Bahnhofsareals wird zur Zeit zu einem Mobilitätszentrum ausgebaut mit kurzen Wegen vom Bahnsteig zu den Bussen und vor allem mit einer großzügigen Fahrradabstellanlage. Die Bussteige sind durchwegs überdacht. Auch der ehemalige Güterschuppen sei in das Konzept integriert und Lärmschutzmaßnahmen werden gesetzt. Der Bahnhof Brixen sei auch Teil eines Ensembles, gebildet durch das Bahnhofshotel "Jarolim" und weiterer schmucker Gebäude aus der Zeit um 1900 in der Bahnhofsstraße.
Diese Arbeiten sind zur Zeit nicht abgschlossen, bis zur Feier am 28. Mai mit Übergabe der Plaktette wird noch einiges geschehen. Auch ist die Situation im Gebäude, das von RFI verwaltet wird, noch verbesserungsbedürftig. Aber mit der Vergabe der Auszeichung auch an ein noch nicht fertiges Projekt möchte der Verein ein Zeichen setzen, nämlich Ansporn zu geben, nicht nur die kleinen, sondern auch die größeren Bahnhöfe in Schuss zu bringen, um den Fahrgästen ein angenehmes Ambiente zu bieten. Auch der Zustand der WCs, Wartesäle und der Fahrkartenschalter sei nicht zu vernachlässigen, so Arthur Scheidle [seine Präsentation in der Anlage].

Der Bürgermeister von Brixen, Peter Brunner ist mit den Gemeinderäten Thomas Schraffl und Andreas Jungmann im Saal. Er bedankt sich für die Ehrung und ist sichtlich stolz auf das bereits Erreichte: Brixen werde zu einem wichtigen Mobilitätsknotenpunkt und trage damit bei für die Förderung eines nachhaltigen öffentlichen Verkehrs. Allein 1000 Fahrradstellplätze werde es geben. Für die Pendler entstünden 200 Parkplätze mit einer reduzierten Parkgebühr. Ein besonderer Dank gebühre allen Beteiligten, der STA, der Landesregierung und dem Team umt Ing. Alexander Gruber. Mit der Realisierung der Riggertalschleife werden auch neue Haltestellen entstehen, so in Vahrn und in Schabs. Die Gemeinde werde noch im Februar einen nachhaltigen Mobilitätsplan erstellen. Es ist auch zu schauen, wie die Touristen und Reisenden generell nach Inbetriebnahme des BBT Brixen und auch das Pustertal erreichen werden.

Der Bürgermeister von Terlan, Hansjörg Zelger, wies darauf hin, dass gleich drei Bahnhöfe auf Gemeindegebiet liegen. Der in Terlan liege leider in einer Kurve, sodass die Bahnsteige nicht erhöht werden können, um einen ebenen Einstieg in die Züge zu ermöglichen. Als Präsident der Bezirksgemeinschaft Überetsch/Unterland sei er auch mit den BBT-Zulaufstrecken befasst. Der Metrobus bringe zwar Verbesserungen, aber der Bezirk setze sich nach wie vor energisch für die Wiederinbetriebnahme der Überetscher Bahn ein, so Hansjörg Zelger.

Anschließend an die Vollversammlung fand die erste Sitzung des Vorstandes statt. Dabei wurde Walter Weiss als Präsident bestätigt, dieser ernannte Arthur Scheidle zum Stellvertreter. Schriftführer ist Philip Kleewein.

Bericht von Herbert Kaserer

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